Beiträge zur Verfassung einer Heimatkunde
von Pixendorf
Gesammelt von Schulleiter Josef Fischer
1894
Gemeinde
ÖKR. Friedrich Rienößl |
Danksagung:
Herr ÖKR Friedrich Rienößl hat die Ereignisse, die der damalige Schulleiter von Pixendorf, Herr Josef Fischer im Jahre 1894 zusammengetragen hatte, für uns aus der Kurrentschrift in unsere Schreibschrift niedergeschrieben.
ÖKR Friedrich Rienößl
1992
Der Wortlaut und die Ausdrücke der damaligen Zeit sind originalgetreu wiedergegeben worden.
Walter Bisak
2010
Inhaltsverzeichnis:
Boden, Gewässer und Klima
Brauhaus
Dorfleben und Bewohner
Gemeinde
Industrie, Handel und Verkehr
Jahreszahlen und Ereignisse
Kapelle
Schloß und Herrschaft
Schule
Sitten, Gebräuche und Sagen |
Die Gemeinde
Das ausführende Organ der Herrschaft Pixendorf, später die Herrschaft Judenau, war der Ortsrichter, kurzweg Richter genannt.
Unter der Ordnung des Richters waren die 4 Geschworenen (Räte) und 4 bis 7 (die Unterschriften in den Rechnungen schwankten) Ausschüsse beigegeben wurden, sie hatten den selbsständigen Wirkungskreis der Gemeinde zu besorgen.
Leider ist aus der alten Zeit hierüber nichts auf uns gekommen und beginnt unsere Kenntnis auf Grund der vorhandenen Aktenstücke und Rechnungen, besonders aber aus "Unterschiedlichen Notata der Herrschaft Pixendorf v. 1724" und dem "Dekretations-Protokoll der Herrschaft Judenau v. 1740" somit erst gegen Ende des 17. beziehungsweise zu Anfang des 18. Jahrhunderts. Ein Wahlprotokoll aus dem vorigen Jahrhundert sei hier angeführt.
Herrschaft Pixendorf
Richter Wahl den 22 ten Juli 1740
1. Ist der Richter Simon Stölz mit seinem Ghrts (Gerichts-) Beisitzern Hans Walter, Michael Weninger, Stephan Widersperger und Tobias Oßwaldt, ihrer bisher abgehabten Ämter entledigt und losgesprochen.
2. Zum neuen Richter Stephan Widersperger erwählet und ihm zu Gerichts-Beisitzer Hans Walter, Tobias Oßwaldt, Simon Stoltz und Michael Wenninger zugeteilt worden.
3. Wird der Richter hinführe gleich anderen die Kaiserl. Extra Gelder, nebst Beeidung des Quartieres bezahlen, hingegen von allen Robot befreit und hiran von denen übrig Bauern zu übertragen sein.
4. Wird der Richter mit denen Gerichts-Beisitzern, der ganzen Gemeinde mit einen exemplarischen Lebens Wandel vorgehen, die selben in Beschwärnis fühlen, mit aller Bescheidenheit und Klimpflichkeit anhören und genug tuen, hingegen die Gemeinde gegen Sie den geziehmden Respekt allezeit tragen.
5. Solle Richter kein Gemein-Geld ohne Beisein wenigstens zwei er Ger. Beisitzern empfangen, noch auslegen, die Gemein-Schriften nicht, wie es vorher geschehen, in andere Häuser und Zusammenkünfte austragen, sondern fortan jederzeit nach gehaltener Gemeinde in die Gemein-Lad ordentlich einlegen und versperren zu den der Gemein-Geschworene den Schlüssel in Händen haben solle.
6. Werden die zwei Ger-Beisitzer Hans Walter und Tobias Oßwaldt allwöchentlich das allhiesige Bachtwerch ? im Wirtshaus wohl durchsuchen und abwägen ob es der Tullner Satzung nach gebachen seie. Ingleichen die andere zwei Ger. Beisitzer Simon Stoltz und Michael Wenninger, allwöchentlich besonders an Samstagen die Fleischbank allda visitieren, das Gewicht beobachten, auf daß das Rindfleisch (versteht sich von Hungarischen Ochsen) mit höher der ergangenen hohen Verordnung gemäß dann jedes Pfund zu 5 kr. 2 pf und von Wald Ochsen das Pfund zu 5 kr. ausgeschrotten und ausgehacket werde. In widrigen haben Sie, Ger. Beisitzer nach Befund den betretenden dem Amte allhier zur Bestrafung zu hinterbringen.
7. Solle Richter niemahle die vorfallenden Klagen alleinig, sondern mit Zuziehung wenigstens zweier Ger. Beisitzern abgehandelt welches allezeit Vormittag und nüchtern vorzunehmen. Wäre aber ein Klag von solcher Wichtigkeit, daß es ihnen auszukochen nicht zustünde oder auszumachen außer Standt wären. Seind solchem nach die Kläger mit denen Beklagten zur Amtskanzlei anzuweisen. Alles Getreulich und ohne Gefährde.
Gegeben Schloß Judenau ut Supra.
(Siegel der Herzogin v. Savojen Archiv Pixendorf)
Als Ortsrichter von Pixendorf fungierten
1681 |
Simon Gilli (Trauungsprotokoll) |
1710 |
Martin Schamböck |
1725 |
Simon Stöltz (Unterschiedl. Notata d.H.P.) |
1740 |
Stephan Widersperger (Wahlprotokoll) |
1745 - 1749 |
Tobias Oßwaldt (Vertragsprotokoll Judenau 1740) |
1749 - 1770 |
Martin Groß Nr. -- Abgesetzt |
1770 - 1784 |
Leopold Wenninger Nr. 37 |
1784 - 1787 |
Leopold Neufner Nr. 34 |
1787 - 1792 |
Michael Stöcker Nr. 7 (resigniert) |
1792 - 1799 |
Adam Noll Nr. 18 |
1799 - 1801 |
Josef Pritzlberger Nr. 20 wegen Klage entlassen |
1801 - 1801 |
Mathias Sieghart Nr. 24 (seines Amtes entsetzt) |
1801 - 1804 |
Adam Noll Nr. 18 |
1804 - 1805 |
Peter Perndl Nr. 37 |
1805 - 1806 |
Josef Bichler Nr. 4 (Gemeinderechnung) |
1806 - 1821 |
Josef Bichler Nr. 4 (resignierte) |
1821 - 1828 |
Josef Frühwald Nr. 22 (Vertragsprotokoll Judenau) |
1828 - 1836 |
Ferdinand Auer Nr. 36 (seines Amtes entlassen) |
1836 - 1848 |
Karl Hosemann Nr. 12 (Vertragsprotokoll Judeanau) |
1841 - 1862 |
Paul Tauber Nr. 38 v. J. 1849 an Ortsbesorger |
1862 - 1866 |
Franz Wippl Nr. 3 |
1866 - 1867 |
Georg Karner Nr. 30 |
1867 - 1871 |
Anton Ringelhofer Nr. 36 |
1871 - 1874 |
Franz Heidn Nr. 35 |
1874 - 1877 |
Michael Schwarz Nr. 26 |
1877 - 1878 |
Leopold Leitzinger Nr. 21 |
1878 - 1889 |
Anton Ringlhofer Nr. -- |
1889 - 1892 |
Josef Tauber Nr. 22 |
1892 - |
Karl Graßl Nr. 9 |
Nachwort des Abschreibers:
Von Mitte August bis Mitte Oktober 1992 habe ich die auf 154 Seiten in schönster Kurrentschrift geschriebenen „Beiträge zur Verfassung einer Heimatkunde von Pixendorf“ gesammelt vom Schulleiter Josef Fischer, Schulleiter von Pixendorf, angelegt im Jahre 1894 auf 122 Maschinschreibseiten, buchstabengetreu abgeschrieben.
Nur bei einzelnen Wörtern habe ich statt dem damals verwendeten C, das heute gebräuchliche K oder Z verwendet. Es war für mich eine hochinteresannte Arbeit die ich gerne gemacht habe. Schön wäre es, wenn die „Beiträge“ ihren Zweck erfüllen könnten.
Wenn ich durch meine Abschrift ebenfalls einen kleinen Beitrag dazu leisten konnte, so freue ich mich darüber. In unserer so schnelllebigen Zeit würde ein Blick in die Vergangenheit unserer Heimat manches mal von großen Nutzen sein.
St. Valentin im Oktober 1992, Friedrich Rienößl |