bilder | bier aus pixendorf |
Geschichtliches aus vergangener Zeit niedergeschrieben. Fährt man heute von Tulln in Richtung St. Pölten durch den freundlichen Ort Pixendorf, so fallen einem rechter Hand zwei Gebäude auf, die nicht dörflicher Herkunft sind, sie sind heute eindrucksvoll renoviert und zeigen Bau- und Schmuckformen des 16. Jahrhunderts.
Zwei von ihnen, Christoph und Hans, waren im 16. Jahrhundert Abschnittskommandanten an der ungarischen Front gegen die Türken. Da blieb schon einiges Geld hängen, besonders wenn man mit anderen bedeutenden Adelsfamilien des Landes, wie mit den Matsebern, verwandt war. Allerdings war dieser Militärdienst nicht ohne Gefahren, abgesehen vom Kampf: die Türken kämpften keineswegs ritterlich - übrigens die Christen auch nicht - und ganz böse war es, wenn jemand in Gefangenschaft geriet, wie es zwei jüngeren Verwandten der Rueber geschah. Sie verschwanden, ohne daß für sie Lösegeld gezahlt werden konnte in der türkischen Sklaverei. Doch zurück zu den Rueber von Pixendorf. Wie viele Adelige versuchten auch sie mit Erfolg ihre Besitzungen zu profitablen Unternehmungen zu machen. Verwalter wurden eingesetzt, die Grund- und Abgabenbücher erneuert, in denen genau die Steuern der einzelnen Unternehmen verzeichnet wurden, und es wurden auch gewinnbringende Betriebe errichtet: Fischteiche und Mühlen, Steinbrüche und Wirtshäuser, Eisenhämmer und Ziegelöfen und in Pixendorf auch eine Brauerei. Der Besitzer baute dafür das heute bestehende langgestreckte Gebäude. Die weit gewölbten Keller, die Trockenböden für die Gerste und einen nicht mehr bestehenden Dörrturm. Sogar das Wasser wurde in einer Wasserleitung von einer Quelle am Pixendorfer Berg ins Haus geleitet, wo es durch seine Qualität die Grundlage für ein gutes Getränk bildete. Das Wasser fließt übrigens noch heute und dessen Nutzung bildet ein grundbürgerlich eingetragenes Vorrecht des Hauses. Diese großzügige Anlage läßt auf eine umfangreiche Bierproduktion schließen. Gerste gab es ja genug im Tullnerfeld. Sie wurde übrigens in zwei Formen gebaut - die wertvolle Braugerste und die Wickengerste, eine Mischfrucht für das Vieh. Leider sind uns keine Produktionszahlen dieses Betriebes bekannt, da es aber in der nächsten Umgebung nur in Tulln ein Brauhaus gab, dürfte der Absatz lohnenswert gewesen sein. Die Rueber büßten zu Ende des 16. Jahrhunderts zwar einen erheblichen Teil ihres Wohlstandes ein, behielten aber Pixendorf, erst im 18. Jahrhundert kam es an die Familie Liechtenstein und wurde mit Judenau vereinigt. Um diese Zeit dürfte es mit der Bierproduktion nicht weit her gewesen sein, da der Verwalter von Judenau 1747 bemerkte: es habe zwar einen Pächter, einen gelernten Brauer gefunden aber der habe den Betrieb nicht weitergebracht, weil die Qualität des Bieres zu wünschen übrig gelassen habe. Im Klartext: Der Brauer war kein Könner seines Faches, konnte nur minderwertiges Bier brauen und mußte aufgeben. Wie lange die Pixendorfer ihr eigenes Bier trinken konnten ist nicht genau zu sagen. 1788 war die Brauerei jedenfalls noch in Betrieb. Dann verkamen Schloß und Nebengebäude und schließlich wurde das Schloß abgerissen (es war schon so baufällig, daß sich bereits früher der Forstmeister weigerte, darin zu wohnen) und die Nebengebäude verkauft. Anstelle von Bier produzierte dann bis in die Sechzigerjahre des 20. Jahrhunderts die Firma Gerhard Sodawasser und Kracherl und nutzte so das Wasserrecht des Hauses, Heute ist die alte Brauerei ein gut renoviertes Wohnhaus und die Quelle sprudelt noch immer. Quelle: Hallo Tulln 1999 |